Frankfurt zur Zeit Telemanns

Frankfurt war zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Reichsstadt mit knapp 30.000 Einwohnern, die staatsrechtlich unmittelbar dem Kaiser unterstand. An der Spitze des reichsstädtischen Staatswesens stand ein vom Rat bestellter Schultheiß, dessen Befugnisse jedoch eher repräsentativer Art waren. Das eigentliche Machtzentrum aber bildete der Rat.
Das Patriziat, das im Frankfurter Rat dominierte und faktisch die uneingeschränkte politische Macht in seinen Händen hielt, bestand aus einer geringen Zahl von ratsfähigen Familien, die sich zum größten Teil in zwei „Stubengesellschaften“ (benannt nach den „Trinkstuben“, in denen ihre Zusammenkünfte stattfanden) zusammengeschlossen hatten: den Gesellschaften Altenlimpurg und Frauenstein.
Auf Initiative Telemanns wurde die Konzerttätigkeit des Collegium musicum im Jahr 1713 wiederbelebt. Zweck der Vereinigung war die Aufführung von wöchentlichen Konzerten. Dies war der Beginn des regelmäßigen Konzertwesens in Frankfurt. Die Konzerte fanden im Saale des Hauses Braunfels statt.

Barfüßerkirche

Illustration Frankfurt Barfüßerkirche Merian 1628Die Barfüßermönche (Franziskaner) hatten seit etwa 1270 Kloster und Kirche an der Neuen Kräme. Seit der Reformation war im Kloster fast 300 Jahre lang das Gymnasium Francofortanum untergebracht. Die Kirche wurde 1548 die protestantische Hauptkirche der Stadt. 1786 wurde sie für den Neubau der Paulskirche abgebrochen.
Zur Zeit Telemanns war Johann Georg Pritius (1662-1732) der Senior des Predigerkollegiums, und die Barfüßerkirche unbestritten die Hauptkirche der Lutheraner, in der Telemann jeden Sonntag seine Kirchenmusik aufführte.

Katharinenkirche

Illustartion Frankfurt Katharinenkirche um 1700Ursprünglich als Frauenkloster und Spital 1343 gestiftet von Wicker Frosch. Nach dem Neubau (1678-1681) entwickelte sie sich zur zweiten protestantischen Hauptkirche Frankfurts.
In der alten Katharinenkirche hat 1522 der Luther-Schüler Hartmann Ibach auf Veranlassung Hamman von Holzhausens die erste evangelische Predigt in der Stadt gehalten. Philipp Jakob Spener war hier Senior des Predigerministeriums. Die Familie Goethe besaß in der Kirche zwei Kirchenstühle.

Haus Braunfels

Die Gesellschaft Frauenstein war nach der adeligen Gesellschaft Altenlimpurg die bedeutendste Vereinigung des Frankfurter Patriziats, deren Sekretär und Verwalter Telemann war. 1694 erwarb die Gesellschaft das Haus Braunfels auf dem Liebfrauenberg, im welchem Telemann zwischen 1712 und 1721 Wohnsitz bezog.

Illustartion Frankfurt Haus Braunfels